Romans 2

1Darum
"Darum" begründet 1,32. Wenn ein Mensch, der selbst unsittlich lebt, die Sittenlosigkeit anderer verurteilt, so verurteilt er damit sich selbst. Denn durch sein Urteilen bezeugt er ja, daß er ein für alle Menschen gültiges Sittengesetz kennt. Der "Mensch" ist in dem Kreis jener Gottlosen zu suchen, die der Apostel von 1,18 an schildert.
gibt es keine Entschuldigung für dich, oh Mensch, wer du auch seist, wenn du dich zum Richter über andere aufwirfst. Indem du nämlich einem anderen das Urteil sprichst, verurteilst du dich selbst. Denn du, sein Richter, begehst ja ganz dieselben Sünden.
2Anderseits wissen wir: Gottes Urteilsspruch richtet sich wirklich gegen alle, die solche Sünden tun. 3Wenn du nun dergleichen Sünden verurteilst und selbst in solchen Sünden lebst, kannst du dann vielleicht darauf rechnen, o Mensch, daß du dem Gericht Gottes entrinnen werdest? 4Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld
In seiner Geduld schiebt Gott das Gericht hinaus.
und Langmut? Willst du nicht anerkennen, daß dich Gottes Güte zur Sinnesänderung zu leiten sucht?
5Bist du aber hartnäckig, und ist dein Herz unbußfertig, so sammelst du dir einen Schatz von Zorn, (der dir ausbezahlt werden soll) an jenem Tag, wo sich Gottes Zorn entlädt und sein gerechtes Gericht offenbar wird. 6Denn Gott wird einem jeden vergelten nach seinen Werken. 7Den einen, die nach dem ewigen Leben trachten, wird, wenn sie im Guten standhaft bleiben, Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit zuteil. 8Die anderen aber, die in Widerspenstigkeit der Wahrheit nicht gehorchen, sondern der Ungerechtigkeit folgen, trifft Zorn und Grimm. 9Trübsal und Angst erleiden alle, die Böses tun, zuerst die Juden, dann auch die Griechen. 10Doch Herrlichkeit, Ehre und Friede wird denen zuteil, die Gutes tun, zuerst den Juden, dann auch den Griechen. 11Denn Gott urteilt nicht nach äußeren Unterschieden. 12Alle, die, ohne das Gesetz zu kennen, gesündigt haben, werden auch ohne den Richterspruch des Gesetzes dem Verderben anheimfallen. Und alle, die gesündigt haben, während sie unter dem Gesetz standen, werden durch das Gesetz ihr Urteil empfangen. 13Denn nicht solche, die das Gesetz nur hören,
Bei der Verlesung am Sabbat.
sind gerecht in Gottes Augen, sondern die das Gesetz erfüllen, die sollen gerechtgesprochen werden.
Dem Einwand, daß V13 wohl auf Juden, aber nicht auf Heiden anwendbar sei, wird nun in V14 begegnet: Auch die Heiden haben ein Gesetz.
14Sooft nämlich Heiden, die doch kein Gesetz haben, aus innerem Trieb des Gesetzes Forderungen erfüllen, so sind sie, ohne ein Gesetz zu haben, sich selbst ein Gesetz. 15Denn durch ihr Verhalten
D.h. dadurch, daß sie die Forderungen des Gesetzes erfüllen (V14a).
beweisen sie, daß die Kenntnis jenes Tuns, das vom Gesetz gefordert wird, in ihrem Herzen eingeschrieben steht. Dafür
Für die Tatsache, daß der Hauptinhalt des Gesetzes in ihrem Herzen niedergeschrieben ist, zeugt auch ihr Bewußtsein von gut und böse, von Recht und Unrecht.
zeugt auch ihr sittliches Bewußtsein: ihre Gedanken verklagen sich untereinander und suchen sich auch wohl zu rechtfertigen.
Diese Worte erklären näher, wie sich bei den Heiden das Zeugnis ihres sittlichen Bewußtseins oder Gewissens im einzelnen äußert.
16Das wird sich zeigen an dem Tag, wo Gott — nach der Heilsbotschaft, die ich verkündige — die verborgenen Gedanken der Menschen durch Jesus Christus richten wird.
Gott wird die Heiden nicht darum verdammen, weil sie Heiden sind und weder das Gesetz Moses noch die christliche Heilsbotschaft gehört haben. Denn Gott ist ein unparteiischer Richter, und so wird er sich auch den Juden gegenüber beweisen. Das wird nun V17-29 dargelegt.
17Du bist stolz auf den Namen Jude, du betrachtest das Gesetz als ein Ruhekissen, du rühmst dich deines Gottes 18und kennst seinen Willen. Durch die Belehrung im Gesetz hast du Klarheit über den Unterschied von gut und böse. 19Du traust dir zu, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht derer, die im Finsteren wandeln, 20ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen. Denn im Gesetz hast du ja den klaren Ausdruck der Erkenntnis und der Wahrheit. 21Belehrst du nun aber andere und folgst selbst deiner Lehre nicht, predigst du: nicht stehlen! und stiehlst, 22gebietest du: nicht ehebrechen! und brichst die Ehe, verabscheust du die Götzen und beraubst doch ihre Tempel:
Vgl. 5Mo 7:25-26 2. Makk. 12,40.
23machst du da nicht trotzdem deines Prahlens mit dem Gesetz durch deine Gesetzesübertretung deinem Gott Schande? 24Denn: Um euretwillen wird der Name Gottes unter den Heidenvölkern verlästert —, so steht ja geschrieben. 25Gewiß: die Beschneidung ist heilsam, wenn du das Gesetz erfüllst.
In V17-24 hat der Apostel gezeigt, daß dem Juden sein Pochen auf das Gesetz den Heiden gegenüber vor dem Gericht Gottes keinen Vorteil bringt, und daß daher auch auf ihn die in V6-13 entwickelte Regel des göttlichen Endgerichts Anwendung findet. Hier konnte nun ein Jude den Einwurf machen: Soll es denn in Gottes Augen gar keinen Wert haben, daß ich als Abrahamssohn beschnitten bin?
Übertrittst du aber das Gesetz, so bist du nicht besser als ein unbeschnittener Heide.
26Wenn anderseits ein Unbeschnittener die Verordnungen des Gesetzes beobachtet, wird er da nicht, obwohl unbeschnitten, als ein Beschnittener angesehen werden? 27Ja, der von Haus aus Unbeschnittene, der das Gesetz erfüllt, wird dich verurteilen, der du trotz deines geschriebenen Gesetzes und deiner Beschneidung ein Gesetzesübertreter bist. 28Denn das ist kein rechter Jude, der es nur äußerlich ist; und das ist keine wahre Beschneidung, die nur äußerlich am Fleisch vollzogen wird. 29Das ist vielmehr ein rechter Jude, der es nach seiner inneren Gesinnung ist; und die wahre Beschneidung ist die Beschneidung des Herzens: da waltet der Geist, nicht der Buchstabe. Und da folgt auch Anerkennung,
Am Tag des Gerichts, 1Kor 4:5.
zwar nicht von Menschen, aber von Gott.
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